Ruhe in Frieden

Verwandte und Freunde meiner Mama Christa waren der Einladung gefolgt und trafen sich am Parkplatz des RuheForst´s am Deister. Das Wetter meinte es gut mit uns und so wehte der Wind die dicken Regenwolken fort. Im Wald war es angenehm – alles andere war schon unangenehm genug.

Es wurde ein Gedicht verlesen, welches ich mir zuvor aussuchen durfte, … ich wählte eins, in dem ein Engel vorkam.

Andachtsplatz

Die Urne, perlmuttschimmernd mit Goldrand und Engel.

Der letzte Weg

Im Stillen gedachten die Trauergäste meiner Mutter, während die Vögel im Hintergrund zwitscherten. Ach, ich glaube, dass hätte meiner Mama gefallen, auch wenn es etwas kitschig anmutet. Kitsch ist manchmal klasse.

Bei der Frage, ob sich jemand als Träger der Urne findet, zuckten alle erschrocken zurück … auch die Jüngeren unter uns. Diesen Part übernahm dann auch der RuheForst-Begleiter und so wanderten wir über einen weichen Holzverschnitt-Teppich zum Baum, wo die Urne eingelassen werden sollte.

Andachtsplatz

Das war für die älteren Teilnehmer schon ein kleiner Gewaltmarsch. Rauf und runter … es war so bergig … mal nach Rechts, dann wieder Links herum und über eine kleine Holzbrücke. Und ich wünschte mir in dem Moment, dass die Leute, die jetzt diese Wanderung unternahmen, auch Strapazen hätten auf sich nehmen können, als meine Mama noch lebte.

Wenige haben meine Mutti im Pflegeheim besucht – und wenn, dann nur ein Mal innerhalb von einem Jahr. Einige kamen nie. Dafür gäbe es nur eine einzige Entschuldigung: die Entfernung. Doch genau dieser Teil der Verwandtschaft, die den längsten Weg hatte, war gleich mehrmals angereist.

Am Urnenplatz und Baum

Schalen mit Blüten und Sand standen bereit … und der Wald war es auch.

Nachdem die Urne eingelassen und wir uns gegeseitig getröstet hatten, gingen wir langsam … weg.

Wir ließen den Wald hinter uns und entfernten uns so schnell, dass das Gehirn die Schnelligkeit kaum verarbeiten konnte. Es trat eine unbeschreibliche Leere an die Stelle, die zuvor noch mit den Tränen rang. Ein letzter Blick auf ein Foto in silbernem Rahmen und ein Licht, welches symbolisch der Seele meiner Mama den Weg weist, blieb gedanklich im Wald zurück.

Die Trauerfeier fand in dem Lieblingsrestaurant meiner Mama statt. Wir haben viele Geburtstage, Taufen und Hochzeiten im ‚Donau Grill‚ gefeiert.

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Im Biergarten haben wir dann alte Fotos gesichtet, die meine Tante mitgebracht hatte. Viele davon kannte ich nicht, aber die meisten hatte mein Opa (der Vater meiner Mutter) mit seiner Praktika fotografiert. Die muss ich natürlich haben. Ich bin gespannt.

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Ein Leben danach … scheint möglich. Doch ich fühle mich leer … es fehlt wieder ein Stück meines Herzens. Vielleicht ist es das letzte Stück und das Gefühl ist stärker als jemals zuvor. Ich kann mir nicht vorstellen noch mehr zu verlieren.

Ja, ich fühl mich alleingelassen.

Und der Verstorbene? … Es bleibt von der Person nichts, außer Erinnerungen für die Verwandten, Freunde und den Bekannten. Das geht für mich irgendwie nicht zusammen … man ist einfach weg. Man kann nicht anrufen und auch nicht hinfahren. Es wird sein, wie damals bei meinen Großeltern: ich stand vor dem Grab und redete mit dem Stein. Jetzt werde ich im Wald stehen und mit einem Baum reden. Im Gegensatz zu einem Stein, versteht mich der Baum wenigstens … Bäume haben eine Seele und sie können Signale aussenden. Das weiß ich schon länger, als moderne Förster. [Buchtipp: Förster Peter Wohlleben: Das geheime Leben der Bäume]

Ein paar Dinge, die nicht einfach so verschwunden sind, nennt man Nachlass – ohne juistischem Hintergrund, und ist soviel mehr, als nur das, was so in einem Leben angesammelt wurde.

DER KAMPF GEHT WEITER

Der Nachlass ist auch das, was den Erben, Kindern oder Eheleuten, leider mit viel Arbeit und Kampf mit den Behörden zurücklässt. Rechnungen treffen ein und ich habe wieder Formulare ausgefüllt und Anlagen, wie die Sterbeurkunde, verschickt.

Die Deutsche Rentenversicherung* hat die überwiesene Rente, sofort wieder eingezogen … Minus auf dem Girokonto meiner Mutter !!!

Das ist der fehlende Betrag, den das Sozialamt Fachbereich Senioren immer noch bezahlen muss (siehe dazu Blogbericht: Pflegeheim kündigt Heimplatz). Der Betrag, der aus der Räumung herührt, die teurer wurde als das Sozialamt gewollt hatte, ist noch immer nicht auf dem Konto eingegangen (näheres im Blog).

Minus auf dem Girokonto.

Ich habe einen Antrag an die DRV* geschickt. Mir steht als Hinterbliebene die Rente zu – dachte ich zumindest. Doch vorerst kann ich gar nichts tun, weil kein Geld da ist.

Wer mir helfen möchte, der möge bitte direkt auf das Konto der Commerzbank / IBAN: DE87 2508 0020 8338 0944 00 / BIC: DRESDEFF 250 eine Direkt-Einzahlung vornehmen.
Ein Ende ist zumindest noch nicht in sicht, was den Krieg mit den Behörden angeht. Ich vermute, das wird mir mein Leben versauern.

Doch jetzt begebe ich mich erstmal in den Wald …

Blick in den Wald

Waldgesichter

… lausche nach Geräuschen

… schaue nach Gesichtern

… gehe in Gespräche

… und bin gespannt, was ich alles finde.

                     Liebe Grüße 

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Fotos: Max Heise | Foto-Bearbeitung,Zusammenstellung, Blog: Francis Bee